Die gewaltige Säule der fördernden Bildung

Es war einmal vor sehr langer Zeit, da gab es eine große Fabrik, in der viele Elfen fleißig ihre Arbeit taten. Auf einer nur schlichten Ebene erbaut, prangten aus ihr aber drei gewaltige Säulen. Da war die Säule der kräftigenden Speisen, die Säule des friedvollen Schlafes und zuletzt die Säule der fördernden Bildung.

Im Sommer trug der Wind den Schall lauter Musik und das fröhliche Lachen der naheliegenden Gastronomie herüber. Und nur einen Steinwurf entfernt, zog einst der schwarze Schwan Petra genussvoll seine Bahnen im einzigen See der Stadt.

Die große Fabrik hingegen war nicht schmuck anzusehen. So schien sie doch bloß wie ein trauriger Zusammenwurf willkürlich anmutender Bauweise und wurde nur von den großen Hoffnungen der Elfen, reichlich Farbe und den langen Armen der Schimmelsporen liebevoll zusammengehalten.

Diese Fabrik erstrahlte allein durch ihre inneren Werte. So war das Schönste an ihr die Elfen, welche es, als Herzstück des riesigen Gemäuers, mit ihrem Leben füllten und ihr Frohsinn einst als der kraftvolle Herzschlag der langen Flure galt.

Im Sommer ächzten die fleißigen Elfen der Säule der fördernden Bildung unter der sengenden Hitze, der sie nicht zu entrinnen vermochten. Und im Winter war es ihnen bitterkalt, weshalb sie sich in mehrere Lagen wärmender Spinnenseide hüllten und ganz entgegen ihrer elfenhaften Natur nun dick und rund über die langen Flure rollten. Wenn sie sich trafen, schienen sie wie dicke Wollmäuse von der zugigen Luft bewegt. Und oft verriet nur ein kratziges Räuspern, dass dies die Elfen waren.

Das Klima des großen Gebäudes war tatsächlich niemals im Gleichgewicht. Infolgedessen in der Vergangenheit so manch eine entmutigte Elfe ihre Siebensachen in ein kleines Säckchen raffte und eilsam die Flucht ergriff. Denn die Aussicht, in einem viel stabileren Klima ihre Fähigkeiten wirken zu dürfen, schien einfach zu lockend. Manchmal wurden Elfen aber auch fortgeschickt, weil durch sie das sensible Ökosystem der Fabrik noch weiter ins Wanken geriet.

Die Chroniken der Säule der fördernden Bildung verzeichnete sehr viele Abschiede.
Aufgrund der zahlreichen Abschiede wurden immerzu neue Elfen in die gewaltige Säule der fördernden Bildung zum gemeinsamen Vorsingen eingeladen. Vom Chor – wenn einer zustande kam, was einem Glücksfall gleichkam – wurde sodann die Spreu vom Weizen getrennt und unter großer Sorgfalt eine vielversprechende Elfen erwählt, sich der gewaltigen Säule der fördernden Bildung anzuschließen.

Und da waren sie wieder, die drei Probleme, vor denen die Alten ganz bange zitterten:
1. Wird sich beim Vorsingen eine geeignete Elfe hervortun?
2. Wie viel Zeit wird ins Land gehen, bis ihre Entwicklung vollendet ist?
3. Und wird sich die Elfe für eine langfristige Bindung entscheiden?

Die anschließende Eingliederung war ein anstrengender Prozess. Der Prozess war sogar mindestens so mühsam, wie das überbrücken der großen Lücken über die langen Monate hinweg. Und so trug es sich zu, dass der Produktionslauf immer häufiger ins Stocken geriet. Die fleißigen Elfen mussten den Neuen zunächst ihre gesamte Weisheit in aufwändigen und zeitintensiven Prozessen lehren. Erst dann war eine auserwählte Elfe fertig ausgebildet, um eigenverantwortlich ihr Handwerk wirken zu dürfen.

Die Alten jedoch wurden derweil immer verzagter.
Die zahlreichen Absprünge von bereits angelernten Elfen…
Das Klima, welches sich nur entweder für viel zu heiß oder viel zu kalt entscheiden konnte – denn das Klima hatte nie gelernt, sich in den mittleren Bahnen zu bewegen…
Der häufige Start bei Null des Wissenstransfers…
Die Neubeschaffung des alten Wissen aus längst vergangenen Quellen…
Dies alles erschöpfte sie alle zusehends und machte vor keiner Schicht halt.

Nicht vor den kleinen Elfen, dessen Statur nur wenig mehr als eine Bodenfuge maß und sie deshalb von allen nur die „Basis“ genannt wurden.
Nicht vor den wenigen Elfen, die so riesig waren, weil ihre Statur die größte Verantwortung zu tragen hatte. Und auch nicht vor der mittleren Schicht, die den anderen Schichten in der Zahl weit überlegen war.

So geschah es, dass der alten Elfen wunderschöner Glanz allmählich verblasste und die zuvor unerschütterliche Toleranz großer Erschöpfung wich und ihre Weisheit schleichend verwässerte.

Es zählte zum festen Ritual, dass die großen Elfen sich regelmäßig trafen, um großen Rat zu halten. In ihren feingliedrigen Händen hielten sie Feder und Papier und ihre Rücken trugen seidige Köcher, randvoll mit Entscheidungen gefüllt. Die mittlere Schicht sang ihre Lieder jedoch auf einer Frequenz, die für die großen Elfen nicht wahrnehmbar war.
So kam es, dass die größeren Elfen die Gesänge der mittleren Schicht nicht verstanden und ihre Entscheidungen ins Leere trafen.

Und auch die geringe Statur der sehr kleinen Elfen barg ihre Tücken. Denn als „Basis“ waren sie der Boden, auf dem alles steht und gleichsam waren sie der Boden, auf dem alle gehen.
Als sehr kleine Elfe konnte man sehr beschäftigt damit sein, unachtsamen Schritten auszuweichen.
Die Natur hatte sie jedoch wie kleine Wunderwerke geschaffen, sodass sie wie die Ameisen das Dreißigfache ertragen konnten. Und das war auch dringend notwendig, denn auf ihnen ruhte das gesamte Gewicht der gewaltigen Säule der fördernden Bildung – und dieses wog schwer.

Denn sie waren für die Weiterverarbeitung und Umwandlung des gedruckten Wortes verantwortlich. Auf beinahe magische Weise verwandelten sie das gedruckte Wort in eine illusionäre Wolke, auf die alle in der Säule der fördernden Bildung Zugriff hatten. Was dort genau geschah, konnte niemand anderes mit Bestimmtheit sagen.

Und wenn die sehr kleinen Elfen nicht vollzählig ihre Schicht antraten, ihre Vielseitigkeit in andere Bereiche eingesetzt wurde, oder ein verwirrtes Staubkörnchen ihren Blick trübte, so war gleich die gesamte Produktion in Gefahr. Und ein einzelner, hoffnungsloser Gedanke war imstande, ganze Wochen zu vernichten. Denn negative Gedanken sind so lautlos und vernichtend wie das gefürchtete Mutterkorn…

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ertrugen sie noch heute.

Bild: KI generiert auf WordPress


Entdecke mehr von Das Püppi bloggt

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Ein Kommentar zu „Die gewaltige Säule der fördernden Bildung

  1. Sie sollten zu dem schwarzen Schwan gehen. Der scheint mir sympathisch und weise – mag aber auch nur und ausschließlich am Namen und gewiß nicht an der so gar nicht schwanenhaften Farbe liegen. Es ist der weiße Schwan, der den Retter herankarrt, der weiße Schwan, der singt oder wenigstens laut mit den Flügeln klatscht. Dem schwarzen Schwan bleibt es, zumal wenn er Petra heißt, das zu kommentieren. –
    In durchschnittlichen Fabriken ist das Problem weitgehend gelöst, da die großen Elfen bald unter sich sind, alle anderen entlassen. Dann wird alles viel, viel besser!

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar