Gibt es etwas, was noch würdeloser anmutet, als die Untersuchung auf dem gynäkologischen Stuhl? Das hat sich vermutlich jede Frau mindestens einmal seit ihrer Menarche gefragt.
Spoiler: ja, es gibt definitiv eine Steigerung. Vor dem 50. Lebensjahr umhüllt uns Ladys lediglich der Schleier der Ahnungslosigkeit. Die Steigerung trägt den wohlklingenden Namen „Mammographie“.
Ab dem 50. Lebensjahr bekommt jede Frau eine „Einladung“ zu dieser Untersuchung. Vor dem 50. Lebensjahr macht eine Überweisung eine Mammographie erforderlich. In meinem Fall führte die Überweisung zu dieser Untersuchung – mit anschließender Stanzbiopsie, da ich einen Befund hatte. Vorweg: es ist alles gut.
Mammographie klingt nach Kunst. Etwa wie Photographie oder Kalligraphie. Und ein wenig ist es auch Kunst – oder auch Ballett. Zugegeben, Mammographie ist wirklich nicht annähernd so anmutig, wie Ballett. Obwohl auch die Mammographie eine Choreographie für sich beansprucht.
Würdelos ist da nicht etwa, dass man mit „freiem“ Oberkörper vor einer wildfremden Person steht, die einem zuvor im routinierten Ton angewiesen hat: »Machen Sie sich bitte obenrum frei.«
Nein, darin sind wir Frauen routiniert, da dies zur jährlichen Vorsorge gehört.
Die Tochter saß im Nebenraum und wartete dort auf mich. Vermutlich scrollte sie gelangweilt am Handy, während ich inzwischen frontal und dennoch seltsam verdreht, vor diesem Gerät stand. Alles an mir war verdreht.
Meine Hüfte – ich habe keine Ahnung um wieviel Grad. Ich war nur sehr überrascht, dass das geht. Den Arm seitlich weggedreht und die Hand das Gerät umfassend.
Mein Kopf war ebenfalls seitlich weggedreht.
Mit kritischen Blicken beobachtete ich die freundliche MTRA, wie sie zuerst meine Brust mit ihren Händen in die Länge zog, auf einer Platte vor mir ausbreitete und sodann eine weitere Platte sich von oben herabsenkte und mit einem nicht geringen Druck dort verblieb.
»Jetzt nicht bewegen!« forderte mich die MTRA freundlich, jedoch bestimmt auf.
Die Tochter hätte einen Lachanfall bekommen, könnte sie mich so sehen, war ich mir sicher, während ich vor dieser großen Vorrichtung stand – mein Gesicht, meine Wange seltsam positioniert. Und dann jagte mir schon der nächste Gedanke durch den Kopf und ich fragte mich, ob sich die freundliche MTRA bei diesen Anblicken wohl ein Lachen verbeißen muss? Und da hörte ich mich tatsächlich auch schon laut fragen »Sagen Sie mal, müssen Sie eigentlich gar nicht lachen, wenn Sie mich so sehen?« Mein Zwerchfell hüpfte auf und ab vor unterdrücktem Lachen. Aber die freundliche MTRA blieb professionell und konzentriert bei ihrer Arbeit.
Nun war die andere Brust an der Reihe. Und die anderen Gesichtshälfte war nun auf groteske Weise an das Gerät gematscht. Ja, gematscht trifft den Zustand tatsächlich am besten. Mein Hirn fabulierte jetzt Bilder. Cartoons von Tom und Jerry spielten sich vor meinem inneren Auge ab. Man hat in manchen Situationen eine „innere Außenschau“ Dies war jetzt so eine Situation.
Und meine innere Außenschau zeigte mich selbst in einer dieser Szenen, in denen Tom und Jerry sich jagen und einer von ihnen im vollen Lauf vor eine Wand klatscht.
Die freundliche MTRA wies mich unterdessen zum letzten Mal an, mich jetzt auf gar keinen Fall zu bewegen. Bewegen…?! dachte ich amüsiert, ich gehe nirgendwo hin! – ich klemme hier fest und habe außerdem Mühe zu atmen!
Zurück also zu meiner Eingangsfrage: gibt es etwas, was würdeloser anmutet, als die Untersuchung auf dem gynäkologischen Stuhl? Rückblickend lässt sich das nicht ganz genau sagen.
Ich hatte etwa 35 Jahre Zeit, mich an den wiederkehrenden, gynäkologischen System-Check zu gewöhnen. Während der Untersuchung habe ich mir eine Art Ignoranz antrainiert, welche die Zimmerdecke des Behandlungsraums immer interessanter erscheinen lässt, als die Tatsache, dass ich mit meiner „Schnecke“ schon fast auf der Nasenspitze der untersuchenden Ärztin sitze.
Ich kann mich an meine erste Untersuchung nicht mehr erinnern.
Ganz sicher war ich bei meiner ersten Untersuchung auch ganz fassungslos.
Abschließend lässt sich also sagen, mit einer guten Portion Humor lässt sich vieles leichter ertragen – auch eine Untersuchung, wie die Mammographie.
Wie sind eure Erfahrungen?
Bild: Pixabay lizenzfreie Abbildung
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Unter 50 wird es noch mit Ultraschallgerät durchgeführt. Auch nicht besser, wenn der Arzt auf deiner Brust herumrudert, während du auf dem Montir nur „Wellengang“ siehst – dafür aber komplett schmerzlos.Mein Arzt betont immer „Das wird jetzt etwas langweilig“, vermutlich, weil er nicht weiß, was er zu mir sonst sagen soll. Ich antworte dann immer: „Ich bitte darum. Keine aufregenden Neuigkeiten bei der Brustkrebsvorsorge!“, und dann grinst er immer…
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So oder so ähnlich kannte ich es auch bislang. Und wo ich nur „Kaffeesatz“ lesen konnte, schnalzte die Fr Doktor dann stets zufrieden, weil alles in Ordnung war. Ich wünsche uns viele, langweilige Vorsorge Untersuchungen!
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Und es tut sogar weh. Nein, das sind alles keine schönen Sachen – freilich, auch die Prostatauntersuchung soll nicht zu dem bevorzugten Hobby Betroffener gehören. Was drin ist und aus gutem Grund nicth sichtbar ist solte auch drin bleiben können, wenn es nur nicht manchmal kaputt gehen würde!
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